PORTRÄT

Diva in Diversity
 
Dr. Michaela Dudley
Die Berliner Keynote-Rednerin,
die Schlüsselerlebnisse anbietet.

Die Berliner Keynote-Rednerin Michaela Dudley (Jg. 1961), eine Queerfeministin mit afroamerikanischen Wurzeln, verkörpert die Vielfalt am eigenen Leibe. „Eine bunte Nummer unter den Dunkelziffern“, erläutert sie mit entwaffnender Selbstironie. Sie ist auch Kabarettistin, Buchautorin, Journalistin, gelernte Juristin (Juris Dr., US), Keynote-Rednerin, Filmschauspielerin und Jurymitglied (Kompetenzzentreum der Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes; 37. Braunschweig International Film Festivals). Im satirischen, feministischen Streifen GESCHLECHTERKAMPF: DAS ENDE DES PATRIARCHATS (2023) spielt sie sich selbst und erntet, für ihren Auftritt und ihre eigens entworfenenen Dialoge, viel Lob. Ihr autobiographisches Lied DIVA IN DIVERSITY (GEMA-Werknummer 24014395) erläutert viel dazu. Diese Diva in Diversity feiert die Farbenpracht des Regenbogens, aber sie nimmt die Wolken, die am Horizont lauern, durchaus wahr. 


„Die Entmenschlichung fängt mit dem Wort an, die Emanzipierung aber auch“, erklärt sie in ihrem 2022 erschienenen Buch RACE RELATIONS: ESSAYS ÜBER RASSISMUS (ISBN: 978-3-946625-61-2)


Aus dem Jahrgang 1961 stammend, kennt sie die Ära von Steinmauern an der Spree und Stonewall in der New Yorker Christopher Street. Proteste gegen Krieg nah und fern, globale Demonstrationen für Frauen-, Gay- und Bürgerrechte bekam sie mit, und zwar von Kindesbeinen an. Das ist alles in ihrer DNA. Im Schatten der Freiheitsstatue aufgewachsen, von der schwelenden Flamme des Aufbruchs geprägt. „Das liegt am Alter – oder am Altar. Im Ministrantendienst dermaleinst zündete ich Kerzen an. Heute bin ich Fackelträgerin. Nunmehr im Lichte der Siegessäule.“ Nomen est omen.


Mauern durchbrechen, Brücken bauen


In Berlin agiert Michaela unter anderem als Übersetzerin und Kommunikationsberaterin in ihrer Eigenschaft als Gründerin des Sprachdienstes www.adverbismax.de. Es ist kein Zufall, dass ihr diesbezügliches Motiv aus einer Panoramaaufnahme besteht, in der die Moltke-Brücke zwischen Moabit und Kanzleramt über den Spree verläuft. Ihr Motto: „Wer Mauern durchbrechen will, muss auch Brücken bauen können.“

„Wenn Demagogen die Demo­kratie umar­men, 
han­delt es sich um ei­nen Würgegriff!“

Über Fundamentalismus, Fake News, falsche Toleranz und die Herausforderungen an die freie Presse im Interview mit RBB-Fernsehen (27. Juli 2019)

Journalistin mit Brennpunktthemen 


Viele kennen Michaela Dudley auch als mehrjährige Kolumnistin bei der taz, und zwar dank ihrer wortgewaltigen Kolumne „Frau ohne Menstruationshintergrund“.  Vom Spree-Athener Pflaster aus nimmt sie Ikonen wie J.K. Rowling und Alice Schwarzer unerbittlich kritisch ins Visier und kreuzt die Klingen im Kampf gegen Querdenker*innen. Ihre sämtlichen taz-Erscheinungen finden Sie hier.


Dudley ist auch Kolumnistin beim LGBTQ-Magazin SIEGESSÄULE und bei Belltower.News. Sie schreibt überdies für die Zeitschriften Tagesspiegel / Queerspiegel, Zeit / Das Goethe, Missy und Rosa Mag. Ihre Bereiche, ob in Print- oder Online-Ausgaben, umfassen Feuilleton, Politik und Gesellschaft. Artikel dieser „eingefleischten Veganerin“ erscheinen übrigens auch beim Verlag GrünerSinn, dem Verlag ihres Buches RACE RELATIONS: ESSAYS ÜBER RASSISMUS. Die Journalistin, die seit Jahren über Events wie die Filmfeste Berlinale und Teddy-Awards sowie die Frankfurter Buchmesse und Leipziger Buchmesse berichtet, nebst Modenschauen und Konzerten, kennt sich die Diva in Diversity natürlich mit dem roten Teppich und dem Catwalk gut aus. Freilich kümmert sie sich umso engagierter um akute Brennpunktthemen wie Rassismus, sexuelle Diskriminierung, soziale Ungerechtigkeit und die Umwelt. 


Zu ihren Signaturwerken bei der Siegessäule zählen dabei die Titelreportagen „Tacheles reden“ (Sept. 2018, S. 28-31) über Xenophobie und die Regenbogen-Community und „A little Respect“ (Nov. 2018, S. 28-35) über Körpergrenzen in Zeiten von #Metoo. Von Sachsen aus berichtete sie über rechtsextreme Ausschreitungen. Sie stieß dabei direkt auf Skinheads und vor allem auf Nipsters (Neonazi-Hipsters), die sich fadenscheinig verharmlosend als „besorgte Bürger“ präsentierten. Ihre spannenden Erfahrungen dort verarbeitete sie in der SIEGESSÄULE. Siehe „Chemnitz Reaction / Chemnitzer Reaktion“ (Okt. 2018, S. 61). Mit ihrem zum 17. Mai 2019 veröffentlichten Internet Artikel „Weicht nicht, sondern wehrt Euch!“ richtet sie zudem ermutigende Worte an LGBTQ-Leser*innen, sich nicht kleinkriegen zu lassen. „Auch wenn wir auffallen, müssen wir nicht umfallen“, unterstreicht sie. Das gilt wohl auch für Leute jenseits der Regenbogen-Community. Denn das gesunde Bedürfnis der Menschen überhaupt, frei zu sein, darf nicht unterdrückt werden.  


Michaela Dudleys Essays „Weimar 2.0: Reflexionen zwischen Regenbogen und Rosa Winkel“ (DE) und „Weimar 2.0: Reflections between the Rainbow and the Pink Triangle“ (EN) erscheinen in TO BE SEEN: QUEER LIVES 1900 – 1950.  Der von Karolina Kühn und Mirjam Zadoff herausgegebene Band entstand bei der Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum München und wird Oktober 2022 im Hirmer-Verlag veröffentlicht (ISBN: 978-3-7774-3992-1). 


Dudleys Essay „Ms. Ich statt Misogynoir: Eine Schwarze Feministin zwischen Stonewall und der Berliner Mauer“ ist ein integraler Bestandteil des Frühjahr 2022 im Orlanda-Verlag erschienenen Buches I AM MILLI (ISBN: 978-3-949545-27-6). In dem von Natasha Kelly herausgegebenen Buch beschäftigen sich insgesamt fünf Autor*innen mit den Ikonografien des Schwarzen Feminismus.

Keynote mit Schlüsselfunktion


November 2022 im Rathaus Schöneberg von Berlin hielt dudley die Keynote-Rede zur Eröffnung des Diversity Festivals CROSSKULTUR. Die Veranstaltung, die im Willy-Brandt-Saal stattfand, war für die in den USA geborene Dudley von Gänsehaut und geschichtsträchtigen Anekdoten geprägt. Denn John F. Kennedy hatte Juni 1963 dort, eigentlich nur wenige Meter entfernt, seine berühmte „Ich-bin-ein-Berliner“-Rede gehalten.


In Anbetracht ihrer facettenreichen Erfahrungen ist die Diva in Diversity eine gefragte Rednerin, die unter anderem von der Deutschen Bahn AG, der Führungsakademie der Bundesagentur für Arbeit und dem Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes sowie von Hochschulen zwischen Hamburg und Freiburg beauftragt wird. 


Das Berliner Stadtmuseum und die Galerie für Zeitgennöisches Kunst in Leipzig sowie das Thüringer Antidiskriminierungsnetzwerk THADINE und das Queere Zentrum Erfurt zählen ebenfalls zu ihrem Auftragebenden. Auch Gewerkschaften wie die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG haben sie für impulsgebende interkulturelle Auftritte engagiert. In der Berliner Geschäftsstelle präsentierte sie Mai 2018 ihr sozialkritisches Programm „Ans Gleisbett gefesselt: Notverkehr, Härtefälle und Weichenstellungen.“ 


Im RBB-Fernsehen trat sie Juli 2019 als Gastmoderatorin zum Berliner CSD auf, den Blick auf Integration und Toleranz fokussierend. Auf der Hauptbühne des Veganen Sommerfestes August 2019 Berlin war sie Teilnehmerin der Podiumsdiskussion „Frauen in der veganen Bewegung“. Im Hörfunk (WDR) und im Fernsehen (3Sat, RBB) kommentiert sie als Direktbetroffene über Xenophobie, Sexismus und LGBTQ-Feindlichkeit. An der Uni Hamburg referierte sie über die sexuelle Rollen­verteilung des Tangos, eines Tan­zes, der sich von Ma­chismo und Misogynie bis in die Moderne fortbewegt. Ihr Sachbuch Tango hautnah – In der Wiege der Sinne (ISBN 978-3-92735-999-4) ist übrigens Vorlesungslite­ratur an der Uni Potsdam. Zudem unterstützt sie aktiv eine Berliner Initiative für Lohngerechtigkeit für Frauen. Für sie umfasst der Feminismus selbstverständlich transidente Personen. Zum Black History Month 2020 präsentierte sie im Rahmen der intersektional tätigen Frauenkreise Berlin ihren performativen Vortrag „Gegen die gebleichten Mauern von Stonewall“  über die wahren Heldinnen der Stonewall-Rebellion, nämlich Schwarze trans* Frauen wie Marsha P. Johnson. Juni 2020 erschien sie erneut in der Kulturzeit (3Sat), diesmal betonend: „Ich bin eine Frau ohne Menstruationshintergrunde, aber mit Herzblut, in der Regel“. So kritisierte sie die gezwitscherten transphoben Traktate der Schriftstellerin J.K. Rowling.


2021 trat sie als Fotomodell und als historische Zeitzeugin im Zentrum der PRIDE-Kampagne von GAP / Zalando auf. In der begleitenden Videodokumentation mahnte sie mit ihrem Lied BE LOUD, BE PROUD (GEMA-Werknummer 27867820) ernahmend, wachsam zu sein. Auch als Covergirl auf der Titelseite des veganen Magazins Kochen ohne Knochen (#46 01/2022) kam sie zum Thema Diskriminierung zu Wort.

Kleinkunst mit großen Ansprüchen


Michaela Dudley beherrscht auch das musikalische Kabarett. Auch dort ist die Koryphäe auf Anhieb fesselnd und federführend. Buchstäblich gestiefelt und gespornt, mitsamt Peitsche. Denn ihr Programm lautet:„Gier-Echt: Eine eingefleischt vegane Domina zieht vom Leder www.michaela-dudley.de. In der„sadomaßlosen Sozialsatire“, dreht die Protagonistin den Alpha-Männern den Spieß um. Mit Chansons, Charme und Chuzpe prangert sie die „Seilschaften an, die so viele Opfer hängen lassen“, wie sie es zu schildern pflegt. Opfer von Armut, Lohndumping, Diskriminierung aller Arten. „Aber keine Panik“, fügt sie schmunzelnd hinzu. „Wer mich als Keynote-Rednerin bucht, kann sich darauf verlassen, dass ich dem Anlass entsprechend in angepasster Montur auftrete! Business-Lady mit Bodenhaftung. Wiederum enthalten meine einschlägig sachlichen Vorträge auch kabarettistische Nuancen. Doch gerade das findet bei meinen Auftraggebern und deren Zuhörern Anklang.“

Als lyrisches Lästermaul kommt Michaela Dudley sowohl im Sprechkabarett als auch beim Singen gut zu Recht. Dabei wartet sie exklusiv mit ihren eigens komponierten und getexteten Liedern auf. Dazu gehört die Ballade DIE WÜRDE DES MENSCHEN IST UNTEN ANTASTBAR (GEMA-Werknummer 20496349), wobei diese nicht lediglich spitze Schläge unterhalb der Gürtellinie, sondern auch tiefsinnige Reflexio­nen über die Freiheit und die Liebe enthält.  Ihr Repertoire durchläuft das musikalische Spektrum von Rhythm & Blues mit I CAN'T STAND TO BE ALONE  (GEMA-Werknummer 9879802), über den lustigen Ohrwurm JUBEL, TRUBEL, HEISERKEIT (GEMA-Werknummer 20909652) bis hin zu Varieté-Stücken im Stile der 1930er Jahre, darunter DAS SCHWEIGEN IST JA UNERHÖRT (GEMA-Werknummer 20635764). Letzteres Lied spricht die in der Gesellschaft fehlende Zivilcourage an, eine Begebenheit, die sie am eigenen Leibe erlebt bzw. überlebt hat.


Vor ein paar Jahren würde die Berlinerin, ausgerechnet in Köln, von vier transphoben Jugendlichen überfallen. Be­grapscht, be­leidigt, beklaut. „Die vielen Zeugen schauten nicht weg – sondern zu“, erklärt sie. Obwohl zu Boden ge­schlagen, stand die Läuferin auf. Sie wehrte sich mit einem Regen­schirm und jagte den verblüfften Angreifern hin­terher. Alleine, minutenlang. Ad­renalinstöße hoch drei. „ Welch Ironie, dass die testasteronstarken Täter in eine Sackgas­se gerieten“, bemerkt sie. „Ich sag's mal graphisch, vielmehr geographisch: Wer mich unaufgefordert anfasst, muss spüren, dass Silicon Valley und die Po-Ebene Sperrgebiete sind, vom Bermuda-Dreieck ganz zu schweigen.“ Als das Blaulicht endlich heranrückte, erga­ben sich die vier ohne Widerstand. Drei von ihnen wur­den Monate später in NRW verurteilt, und der Richter lobte Michaela Dudleys souveränes Handeln.

Richtung Zukunft: Würde schlägt Hürde


Als „wissenschaftlich fundierte, witzig verfeinerte Wutreden“, so werden die Vorträge von Michaela Dudley empfangen und empfohlen. „Wutreden? Eher Mutreden“, bekräftigt sie augenzwinkernd. „Anzupacken in puncto Diversity, das soll auch Spaß machen. Ja, ich hole die Leute aus ihren Komfortzonen, aber zu dem Zweck, dass wir einander in Richtung einer erstklassigen Zukunft begleiten können!“ Der Pfad in das bunte Morgen sei freilich kein gelber Backsteinweg, und er habe viele Hürden, gibt sie zu. „Klar, und es sind nicht immer die schönsten Umstände, die uns Völker abrupt und intensiv zusammenwürfelt: Krieg, Flucht, Vertreibung, Ausbeutung. Doch nur gemeinsam können wir diese Probleme lösen und den Weg erfolgreich bestreiten. Würde schlägt Hürde. Die Evolutionsgeschichte verdeutlicht, dass die Vielfalt allen Spezies signifikant verbesserte Überlebenschancen beschert. Bei uns Menschen wird es nicht anders sein. Lasst uns also dort einig sein. So appelliere ich an alle Zeitgenossen, die frei leben und frei lieben möchten, die wundervolle Wechselwirkung zwischen Einheit und Diversität zu beherzigen.“

Share by: